Der Blick hinter den Mund-Nasen-Schutz
Bevor wir in Zukunft auch wieder Pfaffenhofener Bürger und Lokalprominenz in den Fokus nehmen, möchten wir nach Anna Hadzelek noch einmal eine starke Frau mit Pfaffenhofener Wurzeln präsentieren, die in die weite Welt gegangen ist, um diese mit ihren Ideen zu bereichern.
Wer nicht sofort weiß, um wen es sich hier handelt, bei dem klingelt’s spätestens beim Lesen des Nachnamens. Ist sie im Kreis unserer Leserschaft vielleicht hauptsächlich aufgrund ihrer Verwandtschaft zum Stadtoberhaupt bekannt, so hat sie sich im Internet mit eigenen Skills und auch gegen zahlreiche Widerstände einen Namen gemacht.
Eine kurze Google-Recherche zeigt: 4568 Follower bei Instagram, 4410 Abonennten bei YouTube, und mindestens 12 analoge Lacher im Publikum ihres neuen Stand-Up Programms.
Ihr Xing Profil sagt: Videomacherin, Fotografin und Moderatorin.
Der Stern schreibt von Maggie als Podcasterin, Youtuberin und Expertin fürs Scheitern. Warum das? Na, weil sie einen YouTube-Kanal betreibt, in dem sie mit Prominenten übers Scheitern redet. Und weil sie in ihrem Tagebuch des Scheiterns, auch über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema berichtet. Die Rückkehr zur Mama nach Pfaffenhofen im letzten Jahr ist hier nur ein Teil davon. Aktuell lebt sie wieder in Berlin.
Genau dort haben auch wir sie angetroffen. Cov-19-konform natürlich via Zoom. Dabei hat sie uns verraten, welche Vor- und Nachteile eine Verwandtschaft mit dem Bürgermeister mit sich bringt, welche Gefühle sie gegenüber Oliver Kahn hat und vor allem natürlich, was es heute Abend zu essen gibt.
Paf hat Pfiff (PhP): Maggie, wann warst du das letzte mal in Pfaffenhofen?
Maggie: Es ist eine Weile her. Vielleicht im Sommer?
PhP: Und was fällt dir ein, wenn du an Pfaffenhofen denkst?
Maggie: Die Leute erzählen mir immer etwas von Kreiseln in Pfaffenhofen und ich habe keine Ahnung, worum es geht. Bis ich dann herausfinde, dass der Bürgermeister wieder irgendeinen Kreisel gebaut hat. Und ich sage dann immer nur: Leute, ich kann euch nicht helfen! Ich kann da nichts machen. Ist einfach nicht meine Baustelle [Anm. der Red.: wohl wahr!].
Auf die Frage ‘San Sie mitm Bürgermeister verwandt’, habe ich mir angewöhnt zu sagen: ‘Nein. Er ist mit mir verwandt!’
PhP: Wann bist du denn weg gezogen aus Pfaffenhofen?
Maggie: Boa, das ist schwierig zu sagen. Ich habe zwischenzeitlich in München, Mannheim, Heidelberg und Berlin gewohnt. Aber ich denke, das erste Mal so richtig weg, mit Job und allem, war ich 2012.
PhP: Und kommst du wieder?
Maggie: Ich glaube nicht. Aber ich glaube, meine Mutter kommt hier her. Die ist ein größerer Fan als ich. Also ich war ja nie Berlin Fan. Und dann rennt die hier rum und sagt die ganze Zeit die Sätze, die eigentlich die ganzen Hipster immer sagen: ‘Ey, hier fühle ich mich so frei, hier kann ich so rumlaufen wie ich will und die Straßen sind so groß.’.
PhP: Deine Mutter kommt ja aus Polen. Hast du dort noch Verwandtschaft?
Maggie: Ja, klar. ich habe ganz viel Verwandtschaft sogar, aber die sind überall verteilt. Es sind ein paar in Polen, manche sind in Italien, in Frankreich.
PHP: Wenn du deiner Oma erzählst, was du beruflich machst, wie erklärst du das?
Maggie: (lacht) Ach scheiße… Ey, die haben mir bis zum Schluss nicht geglaubt, dass ich Fotografin bin. Ich war vor 2 Jahren an Weihnachten bei meiner Familie in Italien und dann sagt der Mann meiner Cousine: ‘Hey, ist das Ronaldo?’ Und ich sage ‘ja’. Und dann sagt er: ‘Der ist echt?’ Die haben alle geglaubt, dass das ein Papp-Aufsteller war. [Anm. d. Red.: Und das, obwohl damals sogar der Pfaffenhofener Kurier davon berichtet hat.]
Maggie: Ich glaube die dachten, ich bin so eine Lügnerin oder sowas. Ich glaube, deswegen glaubt meine Oma, ich bin arbeitslos. Ich weiß nicht, was sie denkt, was ich mache. Aber auf Fotos können wir uns vielleicht noch einigen, das kennt sie noch.
PhP: Ich finde ja faszinierend, was du schon alles gemacht hast. Was mir von früher einfällt, ist der Sneaker Kalender. Was auch geil war, war die arme Wurst - das Shirt mit den Weißwürsten in Form des Chanel Logos (Maggie zeigt freudig ihr T-Shirt in die Kamera, weil sie gerade genau dieses trägt). Dann hast du viele Musikvideos geschnitten früher bei der Fame Fabrik. Und dann hast du dich ja irgendwann selbstständig gemacht. Magst du vielleicht noch ergänzen, was wir vergessen haben?
Maggie: Nö, das wars eigentlich. Achso nein, ich mache einen Podcast "Scheitern für Anfänger". Ja!! Da quatsche ich mit erfolgreichen Menschen übers Scheitern.
Mehr zu Maggies Scheiterei gibts hier.
PhP: Wie bist du damals auf die Idee gekommen, einen Podcast zu dem Thema zu machen?
Maggie: Da sind ein paar Dinge zusammengekommen. Ich habe mich immer als gescheiterte Person gesehen, hatte aber das Gefühl, dass ich nach außen hin ein anderes Bild darstelle. Man postet ja beispielsweise immer das was läuft. Da kann man ja viel faken. Und auch, wenn ich mit Künstlern gesprochen habe, habe ich gemerkt, die haben immer nur Positives erzählt.
Und erst nach dem 5. Bier hast du dann gemerkt: ah ne, bei denen läuft auch nicht alles.
Ach der hat doch noch einen Job nebenher usw. Und sie verkaufen sich aber ganz anders. Und dann habe ich mir einfach gedacht: ich würde es mir so wünschen, mit Menschen über das zu sprechen, was sie mir nach dem 5. Bier erzählen, im besten Falle ohne Bier.
Und dann kam noch dazu, dass man mir gesagt hat, ich könnte nicht moderieren, ich könnte keine Interviews führen. Und dann dachte ich mir, naja gut, dann machen wir das jetzt so: Ich führe Interviews übers Scheitern.
...Und jetzt im Nachhinein habe ich auch noch gemerkt, dass ich das Privileg habe, regelmäßig ein sehr gutes Gespräch zu führen. Nicht jeder kann sagen, er führt jede Woche so ein richtig gutes Gespräch. Das finde ich richtig geil.
PhP: Wen möchtest du noch gerne unbedingt interviewen?
Maggie: Ich möchte total gerne mit Oliver Kahn sprechen.
PhP: Ah, warum das denn? Stehst du auf den?
Maggie: Er ist mein Typ. Ich glaube, wenn ich mich blonder machen würde, wäre ich auch seiner… Nein, also ich finde Oliver Kahn ist ja nicht dumm. Man hat ihn immer so dumm dargestellt, aber eigentlich ist der richtig smart. Der sagt richtig schlaue philosophische Dinge. Und der hatte natürlich auch so viel mit dem Scheitern zu tun, z.B. als er von Lehmann abgelöst wurde... Der hat bestimmt viel zu erzählen. Und wenn man jung mit FC Bayern aufgewachsen ist, dann ist Oliver Kahn so etwas wie der Onkel.
Php: Wenn du dir eine mittel-bekannte Person, also eine Lokalprominenz, aus Pfaffenhofen aussuchen müsstest, wen würdest du hier gerne mal für dein Format interviewen?
Maggie: Ja gut, wahrscheinlich würde ich schon den Thomas nehmen. Einfach, weil er der Bürgermeister ist.
PhP: Meinst du, weil er so gescheitert ist?
Maggie: Nein. Aber Politik ist ja ein Feld, da spricht ja niemand über Scheitern. Ich glaube gerade lokal hat man wahrscheinlich viel mehr Einfluss, man kann viel Veränderung schaffen, also glaube ich zumindest.
Und es wäre halt mal geil, mit einem Politiker zu reden, der zugibt, dass er auch mal Fehler macht.
Und wer weiß, vielleicht würde er das tun. Aber das kann ich nicht einschätzen.
[Anm. d. Red.: Lieber Thomas, also lieber Herr Herker, wenn Sie das lesen sollten: Auch wir würden uns total über ein Interview mit Ihnen freuen. Wir können auch gerne nur über ihre Erfolge sprechen. Gar kein Problem. Einfach melden unter: pfiffster@gmail.com]
PhP: Nun hast du auch noch angefangen, Stand-Up Comedy zu machen. Ich finde das ja mega cool. Wie bist du dazu gekommen?
Maggie: Von alleine wäre ich nie im Leben auf die Idee gekommen. Ich hätte früher gesagt, im Leben gehe ich nicht auf so eine Bühne. Aber dann war ich auf einem Workshop, bei dem sehr viele Stand-Up Comedians waren und ich habe denen erzählt, dass ich eine Sendung übers Scheitern mache und dann meinten die so ‘Oh mein Gott, dann musst du eigentlich Stand-Up machen.’ Mein Plan war auch eigentlich, zu verkacken, aber dann hat’s mir so Bock gemacht. Es ist geil und ich will mehr davon.
PHP: Und welche Storys erzählst du da? Geschichten übers Scheitern?
Maggie: Pfaffenhofen!! Ich erzähle sehr viel aus Pfaffenhofen.
PhP: Was ist der Pfaffenhofen Witz, der am besten ankommt in Berlin?
MH: Okay… eigentlich muss man das alles in einem Strang hören. Aber ich versuch's mal:
Da flippen die Leute aus. Bei Polizei und Bayern, da kannst du eigentlich gar nichts falsch machen.
PhP: Ja das können wir uns vorstellen. So kennen wir Pfaffenhofen. Nun doch nochmal der Switch zur aktuellen Lage: Man könnte ja sagen, die Welt scheitert gerade. Was sagst du denn dazu? Was soll die Welt machen? Gib ihr doch mal einen Tipp!
Maggie: Ähm… Also ich bin keine Verschwörungstheoretikerin, aber ich sehe halt schon eine große Chance gerade.
Du veränderst ja nur Dinge wenn du richtig abgefuckt bist. Und die Welt ist gerade richtig abgefuckt.
Und sie war es aber vorher auch schon und wir merken das gerade nur durch Corona. Deswegen ist das glaub ich sehr wichtig was gerade passiert, so ekelhaft das auch ist. Es müssen halt schlimme Dinge passieren, damit wir zum Beispiel alle mal aussprechen, dass die Polizei in Amerika einfach komplett Banane ist in der Birne. Von daher...Ich glaube es wird schon alles gut, aber das werden wir erst noch sehen, hoffe ich mal. Aber es sind schon viele Arschlöcher unterwegs. Die sind mir vorher gar nicht so aufgefallen. Zum Beispiel diese Maskenverweigerer. Ich meine, es ist so eine dumme stupide Sache und die Leute kriegen sich da nicht ein… ah, ich verliere den Faden….
Weltschmerz! Weltschmerz!!
PhP: Ja! Weltschmerz überall. Haben wir noch irgendwas Positives zum Schluss? Ah ja, meine Lieblings-Schlussfrage, die kulinarische Frage zum Abschluss: Was gibt's heute bei dir zum Abendessen?
Maggie: Ähm es gibt bei mir... boa, jetzt habt ihr mich erwischt: eine Fertigpizza. Weil ich gerade so faul bin. Wenn du mich gestern gefragt hättest, da hätte ich gesagt, dass ich mir eine Teigtasche gemacht habe, mit Gemüse und allem drum und dran, aber heute ist es die verfickte Pizza. Ich weiß nicht, wie Menschen das schaffen, jeden Tag zu kochen…
PHP: Mit was drauf?
Maggie: Spinat, weil ich dachte, das macht's gesünder.
PHP: Wow. Ja schön. Wir könnten ja noch stundenlang weiterreden.
Maggie: Ich wollte eh fragen, was passiert jetzt da?
PhP: Wir schreiben das Interview auf und schauen, was passiert.
Maggie: Super. Ich poste, ich reposte, ich bringe euch groß raus.
PhP: Tausend Dank, liebe Maggie, es war uns ein Fest.
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