Der Blick hinter den Mund-Nasen-Schutz
Anna Hadzelek. Viel muss man dieser Person nicht vorausschicken. Die meisten kennen sie. Wir lieben sie. Daher war eh klar, dass wir sie 8 Jahre nach ihrer Kürung zur Pfiffsterin des Monats wieder aufsuchen würden.
Noch immer tanzt sie gerne auf vielen Hochzeiten, hat mehrere Töpfe auf dem Herd und vertritt starke Thesen. Die gewonnene Lebenserfahrung lässt sich jedoch nicht verleugnen. So kommt der gewohnte Witz nun mit allerhand tiefgründiger Aussagen und philosophischer Exkurse daher.
Gerne würden wir den Text beginnen mit: Wir treffen Anna in ihrem…
Allerdings ist Anna viel beschäftigt. Und auch wir, die Redaktion, hatten in den letzten Wochen allerhand um die Ohren. Daher haben wir - wie man so schön sagt - aus der Not eine Tugend gemacht und ein neues Interview-Format gegründet: das Voice-mediated-WhatsApp-Interview. Sprich: Sprachnachrichten hin und her geschubbst.
Der asynchrone Ansatz hat gefruchtet und ein tip top Interview ist dabei herausgekommen.
Paf hat Pfiff (PhP): So Anna, los geht’s. Erste Frage: Wo treffen wir dich gerade an? Und wie ist die Stimmung?
Anna: Ah Paf hat Pfiff, ich bin zu Hause. Ich habe ein Glas Wein getrunken und die Stimmung ist spitzenmäßig, echt richtig gut. Ich habe vorhin, ganz im Ernst, Bescheid bekommen, dass ich für 2019 eine Einkommensteuerrückzahlung bekommen werde, die höher ist als die Steuern, die Donald Trump letztes Jahr bezahlt hat. Zieht euch das mal rein!
PhP: Dieses Interview findet ja statt, weil du Pfiffsterin des Monats warst. Im Jahr 2010, 2012, 2011? Uns würde jetzt interessieren: Was hat sich getan in deinem Leben? Wie hat sich das Leben als Pfiffsterin für dich in den letzten Jahren weiterentwickelt und wo stehst du heute?
Anna: Im Januar 2012. Das weiß ich natürlich noch genau, weil das so eine einschneidende Zäsur in meiner Vita war… Seitdem habe ich so allerhand gesehen, kennengelernt und vielleicht auch allerhand gedacht. Und es haben sich Optionen aufgetan. Und jetzt habe ich gefühlt noch mehr Töpfe als damals auf dem Herd. Bevor das mit Corona losging, habe ich eine Selbstständigkeit auf den Weg gebracht, die jetzt mangels Veranstaltungen etwas pausiert. Dabei geht es nämlich um Veranstaltungsbekleidung: nachhaltige, ökologische, schön bedruckte Veranstaltungsbekleidung zur Miete (re-shirt.com). Gerade finde ich es aber gar nicht so schlecht, dass sich diese Pause ergeben hat. Ich mache nämlich noch ein Projekt für den Bayerischen Rundfunk, das heißt Bergfreundinnen. Da darf ich fast wöchentlich einen auflabern zum Thema Berge und allem Möglichen was da noch so dran hängt. Und ich bin natürlich entsprechend auch viel im Gebirge unterwegs und darf da meine Bergliebe ausleben, was schon ein ganz schöner Glücksgriff an Job ist.
Ich bin die ganze Zeit hart überfordert, aber ich find's super.
Und ansonsten mache ich noch so kleineren Krimskrams mal hier mal da und genieße es total. Also ich habe mich selber immer als Tausendsassa empfunden und das dann nach dem Studium in so einer Festanstellung total vermisst. Also was ich da gemacht habe, war schon auch einigermaßen abwechslungsreich. Aber letztlich konnte ich auf nur einer Hochzeit tanzen und das hat meiner Persönlichkeit gar nicht so sehr entsprochen. Ich habe für mich festgestellt, mir entspricht es viel mehr, dies und jenes zu tun und spontan agieren zu können und es nur selber ausbaden zu müssen, wenn ich mir viel zu viel vornehme. Dieses verrückte Jahr 2020 ist das erste Jahr das ich in diesem Modus verbringe und ich bin die ganze Zeit hart überfordert. Das kann man schon so sagen, aber ich find's super. Also irgendwie ist das eher das wie ich leben will.
PhP: Das ist sehr interessant, was du da sagst. Du hast ja erzählt, dass es dein Schaffen sehr beeinflusst hat, dass du damals Pfiffsterin des Monats warst. Wir finden auch, dass du eine besondere Person bist und immer viel Sinnvolles mitzuteilen hast. Jetzt erleben wir ja gerade sehr intensive Zeiten. Nicht nur in Pfaffenhofen, nicht nur in Bayern, sondern weltweit: den Globus umspannend haben wir gerade eine Krise, die uns erfasst hat. Wenn du nun eine Botschaft an alle Pfiffster*innen da draußen senden könntest, welche wäre das?
Anna: Das ist toll. Danke für diese Plattform. Da fallen mir Worte ein: Nämlich ist das das Kondensat dessen, was von meiner katholischen Erziehung hängen geblieben ist. Wirklich das allerwichtigste, was man davon mitnehmen kann: Fürchtet euch nicht!!
Meine Botschaft an alle Pfiffster*innen: Fürchtet euch nicht!!
PhP: Das kann man jetzt schon mal so stehen lassen. Ich meine, da geht es ja am Ende immer drum. Gerade auch, um nochmal auch auf die Situation der Zeit einzugehen, würden wir dich gerne fragen: Hast du durch die aktuelle Situation gelernt, deine Geduld zu trainieren?
Anna: Es ist schön, dass du mich darauf ansprichst… Ich glaube mir mangelt es an wirklich vielem, was so positive Eigenschaften anbelangt, aber an Geduld mangelt es mir tatsächlich nicht. Grundsätzlich aber mache ich mir viele Sorgen und habe mehr Weltschmerz als sonst. Aber Geduld war jetzt für mich nicht so der Punkt. Ich bin selber so bisschen daran gewachsen, mich nicht mehr so übelst vollplanen zu können. Das war ein kleines Learning.
Und da zitiere ich gerne meinen guten Freund Michel, der mich immer wieder daran erinnert, wenn ich die Dinge ein bisschen verkompliziere. Dann sagt er: “Hey, but we have to remember the goal! The Goal is to have fun!” Das habe ich in diesem verrückten Jahr 2020 auch nochmal mehr verinnerlicht.
The Goal is to have fun!
PhP: Anna, du bist ja ein super kreativer Kopf. Manche deiner Ideen sind so ausgefallen, dass ich mich einfach immer frage, wie kommt man auf sowas? Woher nimmst du deine Inspiration?
Anna: Das ist schön, dass du mich als kreative Person wahrnimmst. Danke. Das freut mich wirklich. Und zur Inspiration: Gerade bin ich ja dabei abzuspülen. Daher kommt auf alle Fälle keine Inspiration. Inspiration kommt mir auch nicht beim Klogang. Inspiration kommt mir auch nicht im Schlaf. Puh… Ahhh.. mir kommt da ehrlicherweise was in den Sinn, was natürlich wieder komplett ins Klischee passt. Nämlich: aufm Radl.
PhP: Anna, jetzt haben wir ja schon eine Menge über dich erfahren. Dennoch wollen wir Pfaffenhofen natürlich nicht vergessen zu thematisieren. Beschreibe doch mal, was Pfaffenhofen für dich bedeutet? Welches Tier ist Pfaffenhofen für dich?
Ich komme gleich zum Punkt: Pfaffenhofen ist für mich eine Schabe.
Anna: Bei der Frage musste ich natürlich sofort an etwas denken, woran ich schon ganz ganz lange nicht mehr gedacht habe. Nämlich gab es angeblich mal für eine psychologische Studie ein Experiment mit Schaben. Ich komme gleich zum Punkt: Pfaffenhofen ist für mich eine Schabe. Bei Schaben verhält es sich nämlich angeblich so, dass man denen kleine Aufgaben beibringen kann. Und man hat festgestellt, dass die Schabe diese Aufgaben signifikant besser erfüllt, wenn man für die Schabe ein kleines Schabentheater baut, wo dann ganz viele andere Schaben der Schabe bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zusehen. Deswegen ist Pfaffenhofen für mich eine Schabe.
PhP: Schabenhofen also, so so… Was vermisst du momentan in Pfaffenhofen am meisten?
Anna: In Pfaffenhofen… In München geht mir natürlich die Hausratsammelstelle total ab. Und was ich an Pfaffenhofen brutal vermisse, immer wenn ich mal da bin, das ist ein Weiher in Radelnähe. Also ein Gewässer, in dem man richtig schwimmen kann. Das ist natürlich jetzt Jammern auf ganz hohem Niveau, weil ich weiß, die Stadt lässt sich eigentlich an Lebenswertigkeit in nichts überbieten, aber ich sag trotzdem wies’ ist.
PhP: Dann würde uns noch interessieren: deine 3 Likes und Dislikes Pfaffenhofens.
Anna: Ok, ganz einfach. Likes sind: Eis Center 2000, die Hausratsammelstelle, und… Ich kann mich nicht entscheiden. Mir geht so vieles durch den Kopf… eigentlich schon das Freibad.
Dislikes in Pfaffenhofen: Da ertappe ich mich total dabei, mich wehmütig an irgendwelche Bauten oder irgendwelche Strukturen der Stadt zurückzuerinnern, die es nicht mehr gibt und dann denke ich mir immer: Hä, was soll denn dieser Konservatismus. Da will ich überhaupt nicht in diese Falle reintappen, da jetzt zu sagen, ahh dieser oder jener Keller müsste noch stehen oder diese oder jene Ruine. Und trotzdem ist natürlich allerhand hässlicher Krempel entstanden.
Dieses Modegeschäft an der Ecke finde ich voll niederschlagend!
Ja vielleicht ist es deswegen besser die Gegenwart zu disliken. Ich finde dieses Modegeschäft an der Ecke, das finde ich natürlich voll niederschlagend. Ich weiß gar nicht genau was es ist. Ist es ein C&A? Und ich disklike die Abwesenheit eines Weihers weiterhin. Das wars.
PhP: Wir würden unserem Interview-Format gerne einen neuen Dreh verleihen. Wir wollen nicht mehr selber entscheiden, wer wichtig ist, wer an der Spitze des Speeres Pfaffenhofens steht, sondern jetzt fragen wir dich: Welche Person Pfaffenhofens ist so interessant für dich? Wen sollen wir als nächstes interviewen?
Anna: Mensch, wer lebt denn meines Wissens in Pfaffenhofen, kommt aus Pfaffenhofen oder hat da irgendeinen starken Bezug zu, wo ich einfach aus einem persönlichen Interesse und aus einer persönlichen Wertschätzung heraus total gerne besser Bescheid wüsste was so geht. Dabei kommt mir [Anm.d.R.: Name anonymisiert] in den Sinn, weil ich finde, dass der auch immer gute Geschichten und steile Thesen parat hat. Außerdem [Anm.d.R.: Name anonymisiert].
PhP: Das ist eine geile Idee Anna. Mal sehen, ob die Personen auch mit uns sprechen wollen.
Es war auf jeden Fall super interessant. Vielen Dank schon mal für deine Zeit und deine tollen Einblicke. Unsere abschließende Frage wäre einfach: Was gibt es heute bei dir zu Essen?
Anna: Ich habe vorhin schon zu Abend gegessen, weil es ist ja jetzt schon 22:35 Uhr. Ich habe gegessen so eine ordentliche Handvoll kleiner Kartoffeln, zu einem Salt, so ganz klein geschnitten, aus Chinakohl, orangen und roten Tomaten und Gurke und Zwiebeln und dazu Sesamsoße und wie gesagt gabs dazu ein Glas Rotwein.
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