Der Blick hinter den Mund-Nasen-Schutz
Julia Stowasser aka Kyra Deliria Chrystal - eine Frau wie keine andere!
Sie ist in Pfaffenhofen bekannt wie eine bunte Hündin. Aber wofür eigentlich?
Sie ist laut. Sie ist präsent. Betritt sie einen Raum, dann ist sie da.
Sie ist aber auch das: empathisch, Zuhörerin und ein Mensch mit dunklen Stunden.
Ihr Leben spielt im Internet. Es gibt eigentlich keine Social-Media-Plattform, die nicht schon in der ersten Stunde von ihr auf Herz und Nieren getestet und instantly geownt wird. Von Myspace bis Clubhaus - kein Ort ist vor ihr sicher.
Ihre zweite Heimat neben dem Internet ist Pfaffenhofen. Warum das so ist, hat Julia uns im Interview erklärt. Als Stammfanin und Paf-hat-Pfiff-Unterstützerin der ersten Stunde stand sie schon lange auf unserer Liste. Nun hat es endlich geklappt und sie hat uns frisch getestet und gut gelaunt auf ihrem Landsitz im schönen Winden empfangen.
Paf hat Pfiff (PhP): Wir sind ja heute auch hier um dich als Person besser kennenzulernen.
Julia Stowasser (JS): Also ich bin ja in Wirklichkeit ein wahnsinnig asozialer Mensch.
PhP: So so. Gibt es eine Geschichte, die beschreibt, was für ein Mensch du bist.
JS: Als Kind habe ich mal neue Cowboystiefel bekommen, weil die unglaublich trendy waren. Dann wollte ich extrem lässig zum Spielplatz runter gehen. Aber Cowboystiefel haben ja kein Profil, sondern extrem glatte Sohlen. Ich bin also ganz eitel den Berg hinunter stolziert. Dann hat es mich dermaßen zerlegt und die ganzen anderen Kinder haben mich ausgelacht, bevor ich überhaupt beim Spielplatz angekommen bin. Und das war sehr peinlich. Aber dann habe ich mich aufgerichtet und bin runter gegangen und hab gesagt 'Das war Absicht'. So bin ich.
PhP: Du singst ja auch sehr gerne. Hättest du früher gedacht, du wirst mal eine berühmte Sängerin?
JS: Weiß ich nicht. Ich singe gerne für mich, aber ich sehe mich nicht als klassische Sängerin. Ich würde eher sagen, das was ich kann, ist Leute zu unterhalten. Und das ist manchmal wenn ich singe, manchmal wenn ich was Lustiges erzähle, aber das ist auch manchmal, wenn man sich gut verstellen kann. Dann kann man auch Leute unterhalten. ...Aber ich habe ja auch eine Affinität zur Traurigkeit, zum Traurigsein.
Was ich kann, ist Leute unterhalten
PhP: Viele Leute kennen dich ja eher als das Gegenteil, als die Spaßperson. Das ist ja auch wie du hauptsächlich rüberkommst. Hast du nun Angst deine ganzen Follower bei Instagram mit dieser Information zu schocken?
JS: Nein. Ich neige ja schon zu einer gewissen Authentizität. Ich heule meinen Followern bei Instagram schon auch mal vor, wie beschissen gerade mein Leben ist oder dass es mir mal nicht gut geht. Aber ich glaube, man braucht das als Künstler. Wenn man was kreiert, dann braucht man oft eine gewisse Motivation und oft ist es auch eine Motivation, wenn man traurig ist und diese Traurigkeit dann in etwas Gutes umzuwandeln. Oft, wenn es mir nicht gut geht, dann entsteht irgendetwas und dann geht es mir besser und das Schlechte verschwindet, aber das Schlechte ist das, was mich antreibt.
PhP: So philosophisch… Warum ist “Kyra” eigentlich in der Öffentlichkeit so präsent?
JS: Ich weiß gar nicht, ob Kyra wirklich so bekannt ist. Aber ich finde es ganz gut, wenn man sich ein wenig differenzieren kann. Also Kyra ist ja mein Alter Ego. Ich finde auch den Namen Julia scheiße. Der passt nicht zu mir. Der sagt nicht das aus, wie ich mich fühle. Aber manchmal ist es auch gut, weil privat bin ich halt Julia und nach außen bin ich dann einfach Kyra Deliria Chrystal. Kyra ist eine taffe, selbstbewusste, coole, lustige Frau. Und Julia ist halt eher so ein Bauerntrampel. Nein, das ist nicht richtig. Julia ist eigentlich jemand, der im Prinzip alles wurscht ist, bzw. die nicht so interessant, eher durchschnittlich ist.
PhP: Dich sprechen ja auch regelmäßig fremde Leute auf der Straße an. Was ist die am häufigsten gestellte Frage?
JS: Früher war oft die erste Frage: ‘Bist du Kyra von Facebook?’ Und jetzt ist es eher: ‘Ah du bist ja Kyra von Instagram.’ Oft fragen mich auch Leute: ‘Ah xy, was du erzählt hast, stimmt das wirklich oder hast du das erfunden?’ Oder sie sagen nur: ‘Manchmal gehts mir nicht gut und dann schaue ich was von dir an und dann muss ich lachen und dann gehts mir besser.’
Und dann denke ich mir immer: Das ist eigentlich das Geile, dass man Leute unterhalten kann. Ich finde jedes Mal, wenn ich jemanden mit meinem totalen Gehirn-Scheiß zum Lachen bringen kann, ist das einfach geil. Ich habe zwar keine Reichweite, … aber das macht mich dann auch glücklich.
Wenn ich jemanden mit meinem totalen Gehirn-Scheiß zum Lachen bringen kann, ist das einfach geil.
PhP: Im Rahmen unserer Recherche im Vorfeld des Interviews ist uns aufgefallen, dass du ein Mensch bist, mit dem wirklich die unterschiedlichsten Menschen - vom Fendt- bis zum Tesla-Fahrer - gerne Zeit verbringen. Wie funktioniert das? Was ist dein Geheimrezept?
JS: Keine Ahnung. Ich höre gerne Leuten zu. Meine Mama hat früher z.B. immer gesagt: ‘Was du nicht willst das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.’ Und ich mag Menschen prinzipiell und ich finde jeder Mensch sollte respektiert werden wie er da steht und wie er ist. Und das Gefühl sollte man den Leuten auch geben. Weil ich möchte ja auch nicht, dass jemand zu mir hergeht und sagt, ‘ahahahahmhm, ganz ehrlich, ich finde deine Haare richtig scheiße, die Art wie du redest ist richtig kacke, du bist ganz schön laut.’ Und ich weiß, dass ich ganz schön polarisiere und dass es ganz viele Leute gibt, die mich furchtbar finden.
Ich weiß, dass ich ganz schön polarisiere
PhP: Fragst du dich manchmal, was Leute über dich denken?
JS: Das habe ich tatsächlich nie gemacht, weil mir das immer wirklich wurscht war. Wenn ich nicht so gut drauf bin, denke ich natürlich schon, ah jetzt denken die Leute: ‘öhh wie die schon wieder aussieht..’ Aber der Punkt ist, dass ich gemerkt habe, dass es viel einfacher ist, wenn man nicht darüber nachdenkt, weil man dann einfach Spaß hat und man ist so, wie man ist. Wenn ich jedes mal im Freibad nur darüber nachgedacht hätte, dass da alle um mich herum superschlank sind und super geil aussehen in ihrem Bikini….. Also wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenke, dass ich nicht so aussehe oder so schnell bin, dann verpasse ich halt was.
Ich habe gemerkt , dass es viel einfacher ist, wenn man nicht darüber nachdenkt, was andere von einem denken, weil man dann einfach Spaß hat
Ich habe natürlich schon anfangs Komplexe gehabt, die ich vielleicht überspielt habe...Du musst dann zu dir selber einfach manchmal sagen: Hey du bist eine geile Sau! Und wenn du das nie machst, dann wirst du nie gutes Feedback bekommen. Und eine gewisse Überheblichkeit habe ich auch schon immer gehabt.
PhP: Erzähl uns etwas über dich, was die Leute noch nicht wissen.
JS: Ich habe Angst eine schlechte Hausfrau zu sein.
PhP: Julia, was ist deine Mitte?
JS: Winden. Winden ist definitiv meine Mitte. Für mich ist Winden kein Ort, sondern - ah das hört sich jetzt scheiße an - ich will nicht sagen ein Gefühl, aber Winden ist für mich Daheim, da ist meine Seele, da ist meine Mitte. Das würde ich tatsächlich sagen. Hier bin ich Mensch.
PhP: Was macht Winden so besonders?
JS: Ruhe.
PhP: Aber Ruhe hättest du doch auch in Scheyern. Oder Tegernbach.
JS: Nein, nein, da ist mir zu viel los. Das Gute an Winden ist, dass ich hier jeden kenne, aber keiner was mit mir zu tun haben will. Vielleicht ist das aber auch nur die Ruhe des Waldes die mich hier umgibt.
Php: Bist du also ein Waldmensch?
JS: Nein, ich bin kein Waldmensch, ich bin eher ein Wassermensch
PhP: Fühlst du dich wie eine Meerjungfrau?
JS: Nein, eher wie ein Walross. Ich sag mal, unten Walross oben Meerjungfrau. Wobei die Stoßzähne gehören auch dazu. Also eigentlich ein Walross mit langen Haaren und Muscheln auf den Nippeln. Ich überlege gerade, wie ich das mal darstellen kann.
PhP: Ah ja, dann kommen wir gleich mal zu deiner beruflichen Passion. Viele Leute kennen dich ja vielleicht nur als Internet-Phänomen. Daher die Frage: Was machst du denn eigentlich beruflich?
JS: Viele Leute wissen nicht, dass ich eine Ausbildung gemacht habe. Ich mähe die Rasenflächen, also die Grünflächen in der Stadt.
PhP: Wie spannend. Was ist deine Lieblings-Grünfläche?
JS: Am liebsten mag ich dieses Eckerl beim Bahnhof, kurz bevor man abbiegt. Es ist ein Straßentrenner. Ich bepflanze auch gerne. Ich setze da meinen Samen ein, z.B. Tulpenzwiebeln… es variiert natürlich. Ich sag jetzt mal im Juni blüht jetzt keine Tulpe mehr…
PhP: Jetzt sind wir schon in der Pfaffenhofener Innenstadt angekommen, gedanklich. Was ist Pfaffenhofen für dich?
JS: [Wie aus der Pistole geschossen:] Heimat.
PhP: Aber Winden ist doch schon deine Heimat.
JS: Ich bin ein schizophrener Mensch. Das muss man jetzt mal sagen. Winden ist meine Mitte. Da fühle ich mich ich selbst. Aber mein Daheim ist ganz klar Pfaffenhofen. Also ich würde mich selbst nie als Windnerin bezeichnen, sondern als Pfaffenhofnerin, und zwar schon immer.
Winden ist meine Mitte. Da fühle ich mich ich selbst. Aber mein Daheim ist ganz klar Pfaffenhofen.
PhP: Wenn du jetzt jemanden auf Mallorca triffst und der fragt wo du herkommst, was sagst du dann?
JS: Pfahofa! Ich sag Pfaffenhofen ist eine Kleinstadt, die mehr kann, als man vielleicht auf den ersten Blick sieht. Nicht weil es so schön hier ist, was es natürlich auch ist, sondern weil hier einfach so coole Leute sind. Die gibt es sonst nirgends. … Also es gibt vereinzelt auch coole Leute in anderen Städten, aber in Pfaffenhofen sind schon viele davon.
PhP: Stell dir vor, wir möchten Pfaffenhofen als Wahlheimat für Außenstehende bewerben. Was sind die Top-Gründe, um nach Pfaffenhofen zu ziehen, wenn man es noch nicht kennt.
JS: Es hat eine Stadtmitte. Es hat ein schönes Stadtbild. Es lebensqualitativ, du hast eine Verkehrsanbindung, du hast Menschen [Anm. d. Red.: Wow! ]. Du hast eine funktionierende soziale Struktur, du hast eine tolle Jugendarbeit. Du kannst alles machen, was du willst und es findet sich immer jemand der mitmacht. Und auch wenn du hierher ziehst, gibt es immer eine Möglichkeit, dich zu integrieren, weil es genügend ehrenamtliche oder andere Stationen im Sozialen oder im Sportlichen gibt, wo du in Pfaffenhofen Anschluss finden kannst, egal wo du herkommst, egal welche Gesinnung du hast, welche sexuelle Orientierung. Und da ist Pfaffenhofen vermutlich weiter als manche große Städte, weil das Netzwerken besser und schneller funktioniert.
In Pfaffenhofen kannst du alles machen, was du willst und es findet sich immer jemand der mitmacht.
PhP: Von welcher Pfaffenhofener Firma würdest du dich am liebsten sponsern lassen?
JS: Vom Käseladen, absolut. Leider kein Geheimtipp mehr. Aber Pfaffenhofener Käseladen: für den würde ich alles machen, Emmentaler auf den Kopf binden oder was auch immer. Käseladen!
PhP: Wenn du ein Sache in Paf ändern dürftest...
JS: Ich hätte tatsächlich gerne einen richtig coolen Club. Ich will einfach gerne wieder Club- und Barkultur. Ein Kneipenfestival hätte ich gerne wieder.
PhP: Eine letzte Frage: Wenn Corona vorbei ist, was wünschst du dir?
JS: Euch alle in meinem Garten, alle alle alle.
PhP: Eine allerletzte Frage: Was gab's heute zum Abendessen?
JS: Flying Buffet.
PhP: Eine wirklich allerletzte Frage: Es gibt vereinzelt Spekulationen, die deine Person als Strippenzieherin hinter Paf hat Pfiff vermuten. Dein Statement dazu?
JS: Das ist ein Gerücht, das schon seit Jahren herumgeht und das ich nun nochmal an dieser Stelle wirklich dementieren möchte, ich habe wirklich nichts damit zu tun. Wie idiotisch wäre das denn, wenn ich mich selber interviewen würde. Ich möchte dazu noch eine Sache sagen: Ich habe gehört, das ist ein E*****, das diesen Blog macht [Anm. d. Red.: aus Gründen der Anonymität unkenntlich gemacht]. Aber scheinbar sind die gar nicht aus Pfaffenhofen.
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Mit diesem Interview ging ein lang gehegter Traum der PhP-Redaktion in Erfüllung. Wir bedanken uns aus tiefstem Herzen bei der taffen Kyra und der langweiligen Julia. Wir kommen gerne wieder zum Flying Buffet mit allen allen allen anderen in deinem Garten.
Vielen Dank auch an Inline-Ines für die wortgewandte und investigative Interview-Unterstützung!
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